Schon immer wollte ich Yoga ausprobieren, doch es gab ein Handicap. Würde ich die Anweisung des Lehrers verstehen? Ich bin gehörlos, und ich höre und verstehe mit meinen Lauschern, den Cochlea Implantaten, oft, aber nicht immer, es kommt auf die Hörsituation. Hilfreich sind für mich vom Mund absehen, Gestik und Mimik. Bei Yoga ist das meist nicht möglich. Es gibt aber ein Hilfsmittel, welches ich in bestimmten Situationen nutze. Es ist ein kleines Mikrofon, welches ich direkt mit meinen Cochlea Implantaten koppeln kann. Das Mikro reduziert evtl. Störlärm und überträgt den Ton direkt in meine CIs und so kann ich den Sprecher gut verstehen.

Freudig ging ich zu einem Yogakurs und erklärte dem Lehrer mein Handikap, den Nutzen dieses Mikrofons und bat ihn das Mikrofon zu tragen. Er lehnte ab! So quälte ich mich durch den Kurs, musste mich mehr auf das Verstehen konzentrierten, als auf die Übungen. Entmutigt gab ich den Kurs auf.
Jahre später, suchte ich einen Ausgleich für den Hörstress und ich dachte wieder an Yoga. Trotz der negativen Erfahrung, startete ich einen erneuten Versuch, aber dieses Mal in einem anderen Kurs. So kam ich zu Andrea Koppe. Ich setzte zu meinen üblichen Erklärungen an, doch wie selbstverständlich nahm sie das Mikrofon, klippte es an ihre Kleidung und vergewisserte sich, dass ich ihre Anweisungen verstehe konnte. Immer entspannter konnte ich dem Kurs mitverfolgen und mich ganz auf die Übung und meinen Körper konzentrieren. Störte Andrea das Mikrofon bei einer Übung, positionierte sie es an einer anderen Stelle der Kleidung. Verstand ich eine Übung nicht, merkte sie es an meiner Körperhaltung und sie wiederholte oder korrigierte ihre Anweisungen gelassen.
Am Anfang jedes Kurses kommt Andrea, ihre Hände wie eine Schale geformt, als wenn sie ein Geschenk empfangen würde und nimmt das Mikrofon entgegen. Das ist für mich absolute Barrierefreiheit und dafür bin ich ihr sehr dankbar oder um es mit Worten des Yogis zu sagen: Namaste.