Am vergangenen Wochenende hat die SHG Ganzohr Krefeld der Kulturfabrik Krefeld einen Besuch abgestattet. Eine Gruppe von 12 Personen, bestehend aus Christiane, Johannes, Irmgard, Siggi, Michaela, Rita, Katharina, Angelika, Susanne, Sabine, Hildegard und Jochen nahmen an der Veranstaltung „BULLI – Ein Sommermärchen“ vom Kommödchen-Ensemble aus Düsseldorf teil. Was diesen Abend so besonders macht? Die Gruppe testete das neue MobileConnect-System, das speziell für Menschen mit Hörschädigungen entwickelt und seit kurzer Zeit dank einer Förderung der Aktion Mensch in der KuFa verfügbar ist. Die meisten Mitglieder der Gruppe tragen ein Cochlea-Implantat (CI), einige sogar beidseitig, während andere zusätzlich auf der nicht implantierten Seite ein Hörgerät verwenden.
Ein Schritt in Richtung Inklusion: MobileConnect in der KuFa Krefeld
Einsendung: Katharina Gebauer
Das System ermöglicht der Kulturfabrik einen weiteren Schritt in Richtung Barrierefreiheit. Dank Sennheisers MobileConnect wird Menschen mit Hörbeeinträchtigungen die Möglichkeit geboten, an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen – und das in höchster Audioqualität. MobileConnect streamt das gesprochene Wort direkt auf das Smartphone der Nutzer, was die Teilhabe für Menschen mit Cochlea-Implantaten oder Hörgeräten erheblich verbessert. Mit MobileConnect können die Besucher ihr eigenes Smartphone nutzen und sich frei im Raum bewegen, solange sie mit dem WLAN der KuFa verbunden sind. Das ermöglicht eine noch nie dagewesene Inklusion, da die Menschen das System diskret und komfortabel nutzen können. Das Prinzip hinter MobileConnect ist dabei ebenfalls barrierearm. Die MobileConnect Station wandelt das Audio-Signal in digitale Pakete um und streamt diese in Echtzeit auf das Smartphone des Nutzers. Dieser muss lediglich die kostenlose App herunterladen und sich mit dem WLAN der KuFa verbinden, um den Stream zu starten. Das Audiosignal kann dann über normale Kopfhörer oder direkt über das Hörgerät abgespielt werden.
Für viele aus der Gruppe Ganzohr bedeutet das eine deutliche Verbesserung. Je nach Hersteller und Modell der Hörhilfe ist es möglich, ohne zusätzliche technische Hilfsmittel die Veranstaltung genießen und sich ganz auf das Stück konzentrieren. Manche allerdings benötigen weiterhin spezielle Geräte, die eine Verbindung zwischen Hörhilfe und Smartphone ermöglichen. „Gern hätte ich mir Connect-Übertragung und Raummikros gemischt, doch das ist wegen der zeitversetzten Übertragung nicht gut,“ berichtete Hildegard von ihrem Versuch.
Auch sind Hörgerät und CI nicht immer kompatibel. So muss man sich bei verschiedenen Hörhilfen an linken und rechtem Ohr, entscheiden, mit welchem Ohr die Veranstaltung gestreamt werden soll. Ich selbst vertäubte das HG-Ohr und hatte als Trägerin eines CI von Cochlear den großen Vorteil, die Mikro-Lautstärke des eigenen Geräts ganz herunterzufahren, als ich über das Handy gestreamt habe. Schade, dass die Hersteller von CI-Prozessoren noch immer nicht auf einem gemeinsamen Level sind. Zudem versäumen es scheinbar auch Hörgeräteakustiker, die Zusatzfunktion des Streaming ihren Kunden am Hörgerät zu erklären.
Fazit: Hören und Verstehen ist und bleibt für Hörgeschädigte und CI - Träger trotz allem technischen Fortschritt eine anstrengende Herausforderung. Dass es diese Technik, in diesem Fall Mobile Connect von Sennheiser gibt, ist gut. Noch besser ist es jedoch, dass Veranstalter diese Technik installieren und betreiben und uns Hörbeeinträchtigten somit ein tolles Angebot machen, (wieder) aktiver am kulturellen Leben teilhaben zu können. Die Teilnahme der Selbsthilfegruppe "GanzOhr" war zudem eine willkommene Möglichkeit zum Austausch zwischen Veranstalter, Technikern und den betroffenen Nutzern, und um die installierte Anlage auf Herz und Nieren zu prüfen und ggf. für zukünftige Nutzer noch weiter zu verbessern. Hierfür ein großes Dankeschön an die Betreiber der Kulturfabrik Krefeld!